HAUPTWÄSCHE

Poltische Haute Couture – STREETWARE X MIVUMBA im Bikini Berlin

Politische Haute Couture in der Box 12 der Galerie SLP i Bikini Berlin 19.11. -29.11.2021 © Astra Pentaxia

Am 12. September hatte STREETWARE saved item im Rahmen der Berlin fashion week zum sozial-ökonomischen Catwalk aufs Tempelhofer Feld eingeladen. Dreißig Models präsentierten Mode vom Berliner Asphalt und stellten Produktionsweisen der fast fashion Industrie aber auch das Verhalten der Konsument:innen in Frage. Der Kanon der Schönheitsideale und von der Modeindustrie diktierte Ästhetiken wurden von strahlenden Individuen mit Körpern jenseits der Normbegriffe zur Debatte gestellt.

Ab 19. November  hingen einige ihrer Abbilder als großformatige Fotodrucke auf Canvas Aufnahmen gegenüber, die während eines Fotoshootings in Zusammenarbeit von Ruth Faith Nalule, Eria Mutalwa, Rose Katusabe, Reagan Ahabwe und barbara caveng mit dem Fotografen Jim Joël Nyakaana in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, im Juli diesen Jahres entstanden waren.

Die Bilder schufen den ästhetischen Raum für die Präsentation der ersten Stücke aus der Kollektion Politischer Haute Couture von Ruth Faith Nalule. Hinter Gittern wurde die Box No12 der Gallery SLP im Bikini Berlin Schauplatz der Auseinandersetzung mit der Frage, wieviel koloniale Kontinuität wir auf der Haut tragen und wieviel Welt wir weiterhin mit Mode zerstören wollen.

Die fashion designerin Ruth faith Nalule im ‚cage dress‘ an der Eröffnung am 19.11. im Bikini Berlin© Astra Pentaxia und  Purvi Dhranghadaryia

„There is no escape“: Die Kreationen von Ruth Faith Nalule beschreiben den Clash von Europäischer nach Afrika exportierter SecondHand Kleidung mit lokaler Fabrikation in Manufaktur: Assoziationen und Bilder werden verbunden, die koloniale Kontinuität unterbrochen:  Der Pin-Up Hase grinst jetzt nicht mehr aus dem Brustbereich eines T-Shirts aus Japan, sondern sitzt fett auf dem Po eines Kleides, welches einen traditionellen Kitenge-Schnitt mit einem Morgenmantel in Animal Print von Victoria’s Secret, einem Holzfällerhemd aus Deutschland und einem Nike Shirt fusioniert: Der Schriftzug ‚Blood the Body‘  aus einem fast-fashion- Shirt geschnitten, erinnert als Unterarmstulpen an die Black Live Matters – Bewegung. An der Eröffnung trägt die fashion designerin und fashion Aktivistin das ‚Cage-Kleid‘ – ihr Körper, umhüllt von einem Kleid aus Kitenge, ist gefangen in einem Geflecht aus Streifen von Reifenmaterial,  zusätzlich verknotet mit Sisalschnur.

‚Der Kongress auf der Kleiderhalde‘ beschreibt eine Serie von Veranstaltungen die zwischen September und November 2021,  einem inklusiven und partizipativen Philosophieren über die Bedeutung von Kleidung, ihrer Produktion, dem Vertrieb und dem Konsum gewidmet waren. Geladene Gäste und zufällig Anwesende schürften in textonischen Schichten, suchten nach Lösungen, hinterfragten die Ethik der zweiten Haut. Kleidung schützt und schmückt. Sie repräsentiert ästhetische und existentielle Grundbedürfnisse, doch ihre Produktionsweise zerstört in großem Umfang die Umwelt und gefährdet das physische und psychische Wohl der Menschen, die in sozialunverträglichen Verhältnissen die Herstellungsprozesse bewältigen. Wie können nachhaltiges Produzieren und Wirtschaften aussehen – dies haben wir vom 16.- 28.11.2021 gemeinsam mit der Autorin Beatrice Lamwaka, der fashion designerin Ruth Faith Nalule, dem Fotografen Jim Joel Nyakaana und dem Social Entrepreneur und Umwelt Aktivisten Kisitu Aloysius Musanyusa multiperspektivisch erforscht. Schauplätze des öffentlichen Nachdenkens waren unter anderem das Bikini Berlin, der Waschsalon 115 in der Torstraße und die Vestithek in der Helene Nathan Bibliothek.

DE