Sei unsere Gäst:in!
Die Veranstaltung findet um 18 Uhr im Veranstaltungsraum der Helene-Nathan-Bibliothek statt.
Anmeldung unter info@stadtbibliothek-neukoelln.de oder waschsalon@streetware-saved-item.net
„In naher Verwandtschaft zu hinterlassenen Büchern im Straßenraum erzählen auch hinterlassene Kleidungsstücke ganz eigene Geschichten. Aïcha Abbadi ergründet die Parallelen zwischen ‚der Kleidung der Anderen‘ und den ‚Geschichten der Anderen‘, welche sich auf dem Gehweg und in den Bücherregalen befinden.
Mit Emily Spivacks ‚Kleidergeschichten‘ bekommt die zunächst anonyme Hülle eine tiefere Bedeutung. Statt identitätsstiftender Abgrenzung durch Mode, kommt die gemeinsame Menschlichkeit zum Vorschein, eine emotionale Nachhaltigkeit als Gegenwicht zur wechselhaften Suche nach dem Neuen. Kleidung als Zeichensystem wird wie die Literatur zum Medium für Empathie und Verständnis für unbekannte Kontexte. Die Inhalte der Dresserie und die der Bücherseiten entwickeln Kontinuität in der Auflösung von Zeit und Raum. Sie entfalten ihre Wirkung in der formgebenden Interaktion, im Versenden von Zeichen und im Empfangen mehrlagiger Interpretationen. Leser:innen, Sammler:innen und Träger:innen sind nicht im Besitz dieser Geschichten, sie verwahren sie und fügen eigene, weitere Ebenen hinzu. Was bleibt nach der Unterhaltung erhalten? Was lesen wir aus den Kleidungsstücken, was wird überliefert, was bleibt verschollen? Welche Erzählungen verstecken sich zwischen den Zeilen, zwischen den Nähten?“
Aïcha Abbadi
‚Der Kongress auf der Kleiderhalde‘ beschreibt eine Serie von Veranstaltungen zwischen September und November 2021, die einem inklusiven und partizipativen Philosophieren über die Bedeutung von Kleidung, ihrer Produktion, dem Vertrieb und dem Konsum gewidmet sind. Geladene Gäste und zufällig Anwesende schürfen in textonischen Schichten, suchen nach Lösungen, hinterfragen die Ethik der zweiten Haut. Kleidung schützt und schmückt. Sie repräsentiert ästhetische und existentielle Grundbedürfnisse, doch ihre Produktionsweise zerstört in großem Umfang die Umwelt und gefährdet das physische und psychische Wohl der Menschen, die in sozialunverträglichen Verhältnissen die Herstellungsprozesse bewältigen. Wie können nachhaltiges Produzieren und Wirtschaften aussehen – dies wollen wir mit Menschen aus dem globalen – als auch Berliner- Norden und Süden multiperspektivisch erforschen.
Das Angebot der Vestithek in der Helene-Nathan Bibliothek, Kleidung auszuleihen, wird begleitet von einem Rahmenprogramm. Zwei Vorträgen, eine Panel Diskussion und zwei praktische Workshops dienen uns als Ausgangspunkt für eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit den Versprechen und den Verheißungen von Kleidung und Mode – dem Stoff in den wir Träume kleiden und der im Übermaß zum Alptraum für Mensch und Planeten wird.