Spiel mit uns VESTITOPOLY in der Amerika-Gedenkbibliothek

Spiel mit uns VESTITOPOLY in der Amerika-Gedenkbibliothek

Spiel mit uns VESTITOPOLY in der Amerika-Gedenkbibliothek

Noch bis zum 4.2.2024 widmet sich der Themenraum in der Amerika-Gedenk-Bibliothek der Mode. Die Präsentation wurde kuratiert von Aïcha Abbadi, die uns als kritische Modeforscherin 2021 wissenschaftlich begleitete.
Am  Sonntag, den 14.01.2024 von 14.30 – 16.30 Uhr lädt STREETWARE Euch zum VESTITOPOLY in den Themenraum der Amerika-Gedenkbibliothek

Mit dem Spiel VESTITOPOLY fragen wir kritisch nach den globalen Produktionsbedingungen von Kleidung und deren Auswirkung auf die Menschen und ihre Mitwelt. Gleichzeitig tauschen wir uns aus über faire und nachhaltige Ideen für die Fashionindustrie. Unsere  besten geretteten Kleidungsstücke  saved items – gibt es als Spielgewinn!

Das Kunstprojekt STREETWARE saved item fordert die fast fashion heraus, transformiert weggeworfene Textilien in prêt-à-porter und inszeniert soziale Plastik.

Weitere Infos: Drop-In. Spieldauer: 10 bis 20 Minuten.

 

Alle Fotos© Paolo Gallo

Vestitopoly@48hrs Neukölln ©Paolo Gallo | Abgebildet u.a. Lotti Seebeck und Aïcha Abbadi & Festivalbesucher:innen

VESTITOPOLY spielten wir im Kultursommerprogramm von DRAUSSENSTADT / Gefördert von der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung / Stiftung öffentlichen Rechts / Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt
VESTITOPOLY

VESTITOPOLY

VESTITOPOLY

Vestitopoly@48hrs Neukölln ©Paolo Gallo | Abgebildet u.a. Lotti Seebeck und Aïcha Abbadi & Festivalbesucher:innen

VESTITOPOLY @ 48 Stunden Neukölln, Samstag, 24. Juni 2023

Vor einer Filiale einer bekannten Second-Hand-Ladenkette. Der Planet brennt unter der Mittagshitze. Vom Platzregen des vorherigen Abends ist nichts mehr zu sehen, die Luft ist heiß und die Straßen fangen an, sich zu füllen. Auf dem Alfred-Scholz-Platz ist das VESTITOPOLY-Spielfeld bereits ausgebreitet, die fahrbaren Wäscheständer stehen in den Startlöchern und der überdimensionierte Würfel aus Altkleidern zieht die ersten Spieler*innen an.
Es berichtet die kritsche Modeforscherin Aïcha Abbadi

 

Es kommen: Nachbar*innen jeden Alters, Tourist*innen, Feiernde und Aktivist*innen, Juror*innen und Freund*innen auf Abifahrt: alle bereiten sie sich erwartungsvoll vor auf ihre erste Runde. Im bunten Gewusel erhaschen wir Blicke auf bunte selbst gehäkelte Tops und selbstgemachten Schmuck, Crop Tops und Cargohosen, Seidenröcke und Stickereien – auch ein Turban ist dabei. Inspiriert von der Hitze wird eine Spielerin zum spontanen Kleidertausch verleitet: ein luftiges STREETWARE-Kleid für das eigene Outfit, für die nächste Person am Spielfeldrand gelassen. Mit Sonnenschirmen in der Hand wir die Umrundung der Fragen- und Aufgaben-Felder zum lässigen sommerlichen Flanieren auf dem Neuköllner Boulevard.

Währenddessen ist die erste STREETSHOPPING-Tour bereits zurück und hat erbeutet: passenderweise ein T-Shirt von “ON TOUR” mit Label “made in Europe”, verschiedene Sportswear “Made in Syria”, ein zart geblümtes Gebetskleid, eine Sammlung Schuhe und Vieles mehr. Frisch aus dem Waschsalon wird die eingetroffene Kollektion von neuen Spieler*innen erwürfelt und gewonnen. Beim VESTITOPOLY lernen sie Neues voneinander, Kleidergeschichten, Tauschladentipps und Styling-Ideen. Füreinander stellen sie zusammen: eine Operngarderobe mit Arbeitskittel, eine elegante Hülle für die allererste Drag-Show aus rotem strassbesetzten Slip mit cremeweißem Blazer, ein Geburtstagsoutfit aus bodenlangem Paillettenkleid mit Gummistiefeln.

Wenige Schritte weiter: eine Gruppe umhüllt in Satin-Unterkleidern mit Spitzenrand, drapiert über Jogginghosen und Wandersandalen, tauscht sich verschwörerisch aus über die neuesten Reparaturwerkstätten. Nostalgisch erinnert man sich an die kleidsamen Straßen von Kinshasa und wünscht sich eine Simultanübertragung auf die Plätze von Neukölln. Doch schaut nur rüber! Die Wünsche wurden erhört, und schon wird sich in Schale und in Pose geworfen. Zu schnell ist die Spielrunde schon vorbei und die Spieler*innen wollen noch nicht weiterziehen. Übersprungene Felder werden nachgespielt, um jede Challenge auszuprobieren.

Alle Fotos© Paolo Gallo

In der Zwischenzeit sammeln sich auf der Weltkarte in der Mitte des Spielfelds nach Produktionsland sortiert die Kleidungsstücke. Wie erwartet türmen sie sich in Asien, doch auch Europa füllt sich stetig. Und auch die USA und Ethiopien sind vertreten. Sie bleiben jedoch nicht lange liegen und werden bald von neuen Spieler*innen ins Auge gefasst, bis zur letzten Minute wird gewürfelt. Schneller als erwartet werden die Bügersteige am Ende schon hochgeklappt. Enttäuschte Gesichter und sehnsüchtige Blicke – das DB-Shirt ist leider schon weg, das BVG-Hemd auch – doch das Spiel wird morgen weitergehen! Wer weiß, welche neuen Waren die Straßen uns dann bringen?

VESTITOPOLY spielten wir im Kultursommerprogramm von DRAUSSENSTADT / Gefördert von der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung / Stiftung öffentlichen Rechts / Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt
Magazin SOZIOKultur zum Thema ENERGIE

Magazin SOZIOKultur zum Thema ENERGIE

Magazin SOZIOKultur zum Thema ENERGIE

Wir freuen uns besonders, dass Alice Fassina vom Redaktionsteam Soziokultur zum STREETWARE Covergirl erhoben wurde!
Das Titelfoto stammt aus unserer Performance SCHURF und wurde von Paolo Gallo aufgenommen.

Den Blätterkatalog könnt ihr hier downloaden oder online durchblättern.

Zum Inhalt von [ Heft 1/2023 ] schreibt der Bundesverband SOZIOkultur:

Energie haben oder nicht haben – das ist die brennende Frage, die und der sich die Soziokultur gegenwärtig auf vielen Ebenen stellt. Sie tut das in der ihr eigenen Weise: künstlerisch, kreativ, erfindungsreich und kooperativ und macht dabei fast vergessen, wie viel die gegenwärtigen Krisen mit all ihren Konsequenzen kosten. Doch auch wenn es manchmal so scheint, als sei die Soziokultur ein Perpetuum Mobile, das, einmal in Bewegung gesetzt, ohne weitere Energiezufuhr in Bewegung bleibt – sie ist es eben nicht. Umso beachtlicher ist darum, wie sie immer wieder – dank der unermüdlichen Power der Aktiven und Unterstützung von Förderern – Kraft aus ideenreichem und gemeinschaftlichem Tun schöpft und den nachhaltigen Wandel durch die Erzeugung von positiver sozialer Energie vorantreibt. 

Kulturszene 22 des Fonds Soziokultur

Kulturszene 22 des Fonds Soziokultur

Kulturszene 22 des Fonds Soziokultur

Laudatio

Laudatio

Laudatio

anläßlich der  Verleihung des 2. Innovationspreises an STREETWARE saved item
von Stefanie Duncker am 20.10.2022 im Kulturzentrum Pumpe in Berlin.

 

LUMPENSAMMLEREI, WASCHSALON, TEXTILE FORENSIK, HAUPTWÄSCHE, FILIALEN, PROGRAMME, STÄRKESTOP

Wer auf die Website des Projekts „STREETWARE – saved item“ geht, ahnt, aus wie vielen Fasern und Verknüpfungen, Strängen des Suchens und Erzählens dieses Projekt besteht.

Der Ausgangspunkt des Projekts ist weggeworfene Kleidung in Berliner Straßen. Kunstasyl unter der Leitung von barbara caveng versteht die Fundorte als Filialen für Textilien und gleichermaßen für Geschichten von lokaler und globaler Verkettung. Saved item – das gerettete Stück Mode und Kleidung steht in diesem Projekt für Überfluss und Armut zugleich; es steht aber auch für quasi ungelesene Geschichten, die mit diesen Textilien verbunden. Was von den modernen Lumpen in eine neue Kollektion aufgenommen wird, entscheiden daher die Sammler*innen: Steckt etwas Interessantes darin oder nicht? In einem eigenen Shop werden die Kleidungsstücke aufbereitet, mit Logo-Aufnähern zur Marke gemacht, kommerzieller Bluff, der verschenkt wird, und nachhaltige Nutzung in einem. Dies ist jedoch nur ein Teil des ausgesprochen umfassenden Gesamtprojektes: Mitten in der Corona-Zeit startet eine 24-Stunden-Performance auf einer riesigen Kleiderhalde hinter Glas, es entstehen Zweigstellen von Shops auch in der Stadtteil-Bibliothek, die Kollektion wird mit vielen Laien hoch professionell auf dem Tempelhofer Feld als Cat Walk vorgeführt, zahlreiche Wäscheständer auf Rollen bilden eine Art Wäsche-Skulptur im Park, Obdachlose beraten die Akteur*innen beim Gang durch „die große Wohnung“ der Stadt und Ugandische Designer*innen und Start-Ups diskutieren bei einer Konferenz zur Kultur und Politik im Kontext von Nachhaltigkeit mit.

Die Macher*innen von Kunstasyl scheinen jedem gefundenen Faden zu folgen und eine eigene Aktion im Projekt daraus zu entwickeln. Menschen aus allen Zusammenhängen und aus sehr unterschiedlichen Berufen bringen sich ein mit ihrem Wissen um die Kreisläufe des Textilen und mit ihrem Können, die STREETWARE – Kollektion als Mode, aber auch als eine Art Denkweise zu kreieren. Es geht um Ressourcen des Wissens, des Materials und der Phantasie, die Dinge weiter zu denken und sichtbar zu machen.

In seiner Vielfältigkeit ist das Projekt einzigartig. Es ist hervorragend, was die Übersetzung von sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenhängen in einen künstlerischen Ausdruck betrifft. STREETWARE – Saved item beweist wie verzweigt und wie verbunden die Gesellschaft und fremde Geschichten über Kleidung und Textilien sind. Es deckt künstlerisch übersetzt und unter Beteiligung sehr unterschiedlicher Menschen den Umgang mit Ressourcen am Beispiel der Kleidung auf. Dies auf eine lustvolle und integrative Weise, die zugleich hochpolitisch zuspitzt.

Kunstasyl unter der Leitung von barbara caveng ist ohne Rücksicht auf die eigenen Ressourcen den immer neuen Fragen innerhalb des Projekts gefolgt. Das ist ein Dilemma in der Kulturarbeit: Man kann den Fragen nicht ausweichen, die sich im Projekt immer neu und anders stellen. Kunstasyl weicht nicht aus, das ist besonders beeindruckend. Wir hoffen, es ist für zukünftige Vorhaben wieder oder noch Kraft da.

Das möchten wir ein wenig unterstützten.

Die Jury verleiht den zweiten „Innovationspreis Soziokultur“ zum Thema Nachhaltigkeit mit großer Faszination an das Projekt „STREETWARE – Saved item“ vom

Kunstasyl e.V. – mit seiner Leiterin barbara caveng.

Stefanie Duncker ist Kuratoriumsmitglied des Fonds SozioKultur und in der Leitung des Kulturbüros Muggenhof der Stadt Nürnberg, , zuständig für allgemeine Programmarbeit und Projekte.
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