VESTITOPOLY

VESTITOPOLY

VESTITOPOLY

Vestitopoly@48hrs Neukölln ©Paolo Gallo | Abgebildet u.a. Lotti Seebeck und Aïcha Abbadi & Festivalbesucher:innen

VESTITOPOLY @ 48 Stunden Neukölln, Samstag, 24. Juni 2023

Vor einer Filiale einer bekannten Second-Hand-Ladenkette. Der Planet brennt unter der Mittagshitze. Vom Platzregen des vorherigen Abends ist nichts mehr zu sehen, die Luft ist heiß und die Straßen fangen an, sich zu füllen. Auf dem Alfred-Scholz-Platz ist das VESTITOPOLY-Spielfeld bereits ausgebreitet, die fahrbaren Wäscheständer stehen in den Startlöchern und der überdimensionierte Würfel aus Altkleidern zieht die ersten Spieler*innen an.
Es berichtet die kritsche Modeforscherin Aïcha Abbadi

 

Es kommen: Nachbar*innen jeden Alters, Tourist*innen, Feiernde und Aktivist*innen, Juror*innen und Freund*innen auf Abifahrt: alle bereiten sie sich erwartungsvoll vor auf ihre erste Runde. Im bunten Gewusel erhaschen wir Blicke auf bunte selbst gehäkelte Tops und selbstgemachten Schmuck, Crop Tops und Cargohosen, Seidenröcke und Stickereien – auch ein Turban ist dabei. Inspiriert von der Hitze wird eine Spielerin zum spontanen Kleidertausch verleitet: ein luftiges STREETWARE-Kleid für das eigene Outfit, für die nächste Person am Spielfeldrand gelassen. Mit Sonnenschirmen in der Hand wir die Umrundung der Fragen- und Aufgaben-Felder zum lässigen sommerlichen Flanieren auf dem Neuköllner Boulevard.

Währenddessen ist die erste STREETSHOPPING-Tour bereits zurück und hat erbeutet: passenderweise ein T-Shirt von “ON TOUR” mit Label “made in Europe”, verschiedene Sportswear “Made in Syria”, ein zart geblümtes Gebetskleid, eine Sammlung Schuhe und Vieles mehr. Frisch aus dem Waschsalon wird die eingetroffene Kollektion von neuen Spieler*innen erwürfelt und gewonnen. Beim VESTITOPOLY lernen sie Neues voneinander, Kleidergeschichten, Tauschladentipps und Styling-Ideen. Füreinander stellen sie zusammen: eine Operngarderobe mit Arbeitskittel, eine elegante Hülle für die allererste Drag-Show aus rotem strassbesetzten Slip mit cremeweißem Blazer, ein Geburtstagsoutfit aus bodenlangem Paillettenkleid mit Gummistiefeln.

Wenige Schritte weiter: eine Gruppe umhüllt in Satin-Unterkleidern mit Spitzenrand, drapiert über Jogginghosen und Wandersandalen, tauscht sich verschwörerisch aus über die neuesten Reparaturwerkstätten. Nostalgisch erinnert man sich an die kleidsamen Straßen von Kinshasa und wünscht sich eine Simultanübertragung auf die Plätze von Neukölln. Doch schaut nur rüber! Die Wünsche wurden erhört, und schon wird sich in Schale und in Pose geworfen. Zu schnell ist die Spielrunde schon vorbei und die Spieler*innen wollen noch nicht weiterziehen. Übersprungene Felder werden nachgespielt, um jede Challenge auszuprobieren.

Alle Fotos© Paolo Gallo

In der Zwischenzeit sammeln sich auf der Weltkarte in der Mitte des Spielfelds nach Produktionsland sortiert die Kleidungsstücke. Wie erwartet türmen sie sich in Asien, doch auch Europa füllt sich stetig. Und auch die USA und Ethiopien sind vertreten. Sie bleiben jedoch nicht lange liegen und werden bald von neuen Spieler*innen ins Auge gefasst, bis zur letzten Minute wird gewürfelt. Schneller als erwartet werden die Bügersteige am Ende schon hochgeklappt. Enttäuschte Gesichter und sehnsüchtige Blicke – das DB-Shirt ist leider schon weg, das BVG-Hemd auch – doch das Spiel wird morgen weitergehen! Wer weiß, welche neuen Waren die Straßen uns dann bringen?

VESTITOPOLY spielten wir im Kultursommerprogramm von DRAUSSENSTADT / Gefördert von der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung / Stiftung öffentlichen Rechts / Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt
Lumpen-Peep-O-Rama

Lumpen-Peep-O-Rama

Lumpen-Peep-O-Rama

Performance in den Fenstern der Galerie Nord/ Kunstverein Tiergarten am 1.12.2022 (c)Joachim Gern & Paolo Gallo

I’M ONLY HUMAN AFTER ALL

I’M ONLY HUMAN AFTER ALL

DON’T PUT YOUR BLAME ON ME,

DON’T PUT YOUR BLAME ON ME

Rag ’n‘ Bone man

my body my choice – der Freiheitskampf von Lumpen und Gesindel

Welche Bedeutung hat Kleidung wenn’s ums nackte Überleben geht? Wenn vestimentäre Codes zum existenziellen Bekenntnis werden und wenn mit der Verweigerung, einer bestimmten Kleiderordnung folgen zu leisten, das Leben an einem Haar hängt? Welcher Ethik folgt der Militäry-Chic und wes Gesinnung kaschiert die Camouflage? Was verleiht dem stählernen Körper in einer Uniorm, die die Bereitschaft zum Töten signalisiert, Sex-Appeal und welche Botschaft sendet eine First Lady vom Cover der Vogue?

Wo:men. Life. Freedom

Performer:innen von STREETWARE haben sich mit ihren Körpern, den eigenen und fremden Vorstellungen davon auseinandergesetzt, stellten uniformierte Ästhetiken zur Debatte  und verwandelten die Fenstern der Galerie Nord in einen entgrenzen Raum: Schaut uns an! Alice, barbara, Flora, Jan,  KDindie, Lotti, Nazanin und  Oksana haben ihre Körper Publikum und Passant:innen  dargeboten, sich verhüllt und entblättert, ihre Körperlichkeit verformt und ihr Antlitz verzerrt. Sie haben ihr perfektes Imperfekt formuliert und mit dem bad-bitch Image geflirtet, dem Körperkult gefrönt und sich gegenseitig die Achselhaare gebürstet. Pobacken links und rechts vom Tangastring forderten den Blick heraus und luden zum visuellen Spaziergang über Körperlandschaften ein: Tu mir [nicht] weh!
I am only human after all, don’t put your blame on me!

Peep O Rama

von Boris Steinberg 2022

Am Ende des Kaleidoskops
zeigt sich
die Peep Show des Lebens
Essenz unseres Seins
im Labyrinth ohne Ende
Mosaike und Farben
Gesichter und Hände
Hereinspaziert, Hereinspaziert !
Eintritt ist Frei !
Schaufensterartikel
die Peep Show beginnt
Komm, sei dabei…!

Peep-o-Rama

Feind küsst Feind
Krieg umarmt Frieden
Liebe küsst Hass
und Dass
was bisher vermieden
wird unumgänglich
nun sein…

Gesindel tanzt
in Haute Couture
High Fashion
mutiert zu Lumpen
Löcher und Strass
trägt jedes Gewand
Risse und Wunden
trägt jedes Kleid
Und alle Sinne bereit
am Puls der Zeit

Peep – O- Rama

Es ist für mich
Es ist für dich
Es ist für Uns

Es peepten:

Flora Carmim | barbara caveng | Alice Fassina |  Kdindie | Jan Markowsky | Oksana Moskovchenko | Lotti Seebeck | Nazanin Shamloo | leider erkrankt: Boris Steinberg

Fotos: Paolo Gallo & Joachim Gern
Technik: Stephan Kolb und Mitarbeiter:innen der Galerie
Idee 
und Probenleitung: barbara caveng
Organisation und Managment: Alice Fassina

Flora Carmim

ist sprachsüchtig. Deutsch hat sie unter anderen sogar studiert, Bassgitarre war das erste Teenager-Instrument, danach kamen Gitarre, Cavaquinho – aber Stimme besetzt den Lieblingsplatz in ihrem Herzen. Drag-Performance ist, wie sie am liebsten auf den Straßen und öffentlichen Bühnen wirkt.

barbara caveng

ist eine international arbeitende interdisziplinäre Künstlerin mit Schwerpunkten in der künstlerischen Praxis des dreidimensionalen Gestaltens, partizipativer Kunst, Interventionen und Performances.

 

Alice Fassina

ist Beobachterin, Japanologin und Kostümbildnerin, deren künstlerischer Ansatz und deren Arbeitsprozessen auf Nachhaltigkeit und Circular Economy beruhen. Ihr Fachwissen über die Alternativen zur Fast Fashion vermittelt sie Fashion vermittelt sie als Guide, Dozentin und Workshopleiterin in vielfältige Kooperation u.a. mit Circular Berlin, Green Fashion Tours, kommunalen Einrichtungen und Bildungsinstituten.In den letzten Jahren war sie Mitgestalterin des partizipative Kunstprojekt STREETWARE saved item und arbeitete in verschiedenen kulturellen und künstlerischen Projekten mit jungen Menschen aus unterschiedlichen Backgrounds. Der Austausch mit den neuen Generationen ist ihr wichtig, da auch eine indirekte und nachhaltige Gestaltung der Zukunft ermöglicht.

Kdindie

ist eine in Berlin lebende italienisch-polnische Performance-Künstler:in. Dey kreiert Körperarchitekturen an der Schnittstelle von Tanz, Theater und Kostümdesign. Durch selbst geschaffene visionäre Charaktere regt dey die Vorstellungskraft der Menschen mit einem queeren, dekolonialen Ansatz an. Mit der kreativen Methode indiemotion fördert KDindie bewusste Bewegungspraktiken und schafft Brücken zwischen verschiedenen Gemeinschaften, um “einzigartig und vereint zu sein“.

 

Jan Markowsky

war Ingenieur in der DDR, in Ost- und Westberlin. Kontakt zu Andersdenkenden durch Dissidenten in Jena nach Inhaftierung und nachfolgender Abschiebung seines Bruders Bernd nach Westberlin im Zusammenhang mit der Ausbürgerung von Wolf Biermanns. Ausreise nach Berlin-West 1984. Diverse Jobs als Energieberater und Ingenieur für Haustechnik. Im Januar 2000 das Büro nach Streit mit dem Chef verlassen, danach die Wohnung:
„Als flexibler und offener Mensch insgesamt gut mit dem Leben ohne Wohnung klargekommen. Habe Zeit gehabt, mich in Vorbereitung und Nachbereitung eines Essens für Obdachlose zu beteiligen, Theater zu spielen, Vorträge zu halten, in politischen Gremien mitzureden. Nach einigen Jahren regelmäßig Beiträge für das soziale Straßenmagazin „strassenfeger“ verfasst und später beim strassenfeger radio mitgewirkt. In der Zeit oft fotografiert und interviewt worden.
Credo: Ich habe nichts zu verbergen, ich kann mich zeigen“

Oksana Moskovchenko

„Geboren und aufgewachsen in der Ukraine. Ich habe viel Zeit mit Menschen verbracht, da ich von Beruf Krankenschwester bin. Allerdings war ich oft in Kiew, wo die Treffen der ukrainischen Journalistenstiftung stattfanden, weil meine Mutter Journalistin ist und ich ihr bei ihrer Arbeit half. Ich liebe Kreativität und Kunst sowie das Lernen von Neuem, das Lernen von interessanten Menschen.

Ich schätze Offenheit und Respekt für persönliche Grenzen bei Menschen.

Jetzt lerne ich Deutsch, und ich lerne, in einem neuen Land zu leben und die dortige Mentalität zu verstehen. Ich bin wegen des Krieges, den Russland in meinem Land begonnen hat, nach Deutschland gegangen.

Jetzt fällt es mir schwer zu denken und zu planen, aber ich möchte hier auf jeden Fall eine Arbeit finden, vielleicht nicht im medizinischen Bereich, denn ich bin offen für Neues, und ich möchte denen helfen können, die in der Ukraine geblieben sind.“

Lotti Seebeck

ist Künstlerin und Kulturorganisatorin und entwickelt seit einigen Jahren in kollektiven Formationen Performances, die soziale Fragestellungen in die Öffentlichkeit tragen. Intervention und ortsspezifische Recherche sind immer ein wichtiger Teil ihrer Arbeiten. Sie ist Teil der Initiative Common Ground an der Universität der Künste Berlin, die marginalisierten Kunstschaffenden einen akademischen Zugang zu den Künsten verschafft und entwickelt eigene Projekte zu Community-Building, urbaner Transformation und Anti-Diskriminierung.

Nazanin Shamloo

ist im Iran geboren und aufgewachsen. Im Dunstkreis der intellektuellen Familien von Ahmad Shamloo und dem Zeitungsinhaber Towfigh war ihre Biografie schon immer mit den politischen Ereignissen des Landes stark verwoben. Als Einzelkind der früh geschiedenen Eltern hat sie ihre Schulzeit an den Deutschen Schulen in Teheran, Paris, Wien und Odenwald verbracht, um anschließend in Essen Medizin zu studieren und führt seit dem 34.Lebensjahr ihre Praxis für Psychotherapie in Essen. Sie hat früh, mit 21 Jahren und spät, mit 40 Jahren drei Kinder bekommen. Sie tanzt und singt ihr ganzes Leben und die letzten 15 Jahre zunehmend intensiver und verfolgt diese leidenschaftlich in ihrer künstlerischen Heimat Berlin

Werde  Influencer:in für eine tragbare Zukunft: Ecologize, decolonize and degender your Style!

Mit freundlicher Unterstützung des Bezirksamtes Mitte, Berlin |  im Rahmen der Ausstellung zum Recycling Designpreis. Besonderen Dank an Sektor-Heimat e.V., Institut für urbane Gestaltung.

Wir verwandeln Fetzen in Kultur! Performance im Marta Herford

Wir verwandeln Fetzen in Kultur! Performance im Marta Herford

Wir verwandeln Fetzen in Kultur! Performance im Marta Herford

Ein Zeichen gegen den Krieg- Alice Fassina | Annelie Wörpel |  Céline Iffli-Naumann & KDindie  ©Paolo Gallo |26.09.2022 Marta Herford
‚Ausgezeichnete Ideen‘ – STREETWARE saved item wurde bei der Vergabe des Recycling-Design-Preises 2022 für seinen Berlin-bekannten MHLD – Multifunctional Hybrid Laundro Drive  mit dem Sonderpreis bedacht. Ausloberin drs jährlich vergebenen Preises ist die Recycling Boerse Herford. Die jurierte und in diesem Jahr von Oliver Schübbe kuratierte Ausstellung ‚Ausgezeichnete Ideen‘ fand im Museum Marta Herford statt.
Zur Langen Kuturnacht am 24.9.2022 verwandelten Alice Fassina, KDindie, Céline Iffli Naumann und Annelie Wörpel Berliner Fetzen in Kultur und traten in Dialog zu den Kunstwerken der Sammlung.
Sie transformen Fetzen in Kultur: Alice Fassina | Annelie Wörpel | Céline Iffli-Naumann | KDindie | ©Paolo Gallo 
Das Publikum war eingeladen sich vom Spirit der Kleidung am eigenen Leibe inspirieren zu lassen. 
Eine Museumsbesucherin beschrieb uns einige Tage später, wie sie den Tragekomfort und die Wirkkraft unserer zirkulären fashion erlebt:.
„Ich war bei der Performance im Marta Herford und wollte euch gerne schreiben, dass ich eure Präsenz und euer Projekt sehr beeindruckend fand! Ich habe auch zwei Kleidungsstücke bei euch gefunden und gekauft und trage jetzt mit Stolz euer Logo auf meinem neuen Blazer. Eure Performance hatte Nachwirkungen auf mich, da ich dieses Kleidungsstück als ein Stück eurer Performance ansehe und somit mein Erlebnis (also euch an diesem Abend zu erleben) mit mir mittrage. Ich habe mich auch gefragt: Wer hat dieses Kleidungsstück wohl vorher getragen? Und ist es verlorengegangen? Wird es vermisst? Oder wurde es bewusst weggeworfen? Ist es vielleicht ein Beweisstück? Und steckt hinter diesem Kleidungsstück vielleicht ein schlimmes Geschehnis?

Dann ist mir aufgefallen, dass diese Fragen genauso auftauchen sollten, wenn man Klamotten in den Läden sieht. Dort ist es noch viel wahrscheinlicher, dass eine kriminelle Gräultat und Leid hinter der Produktion der Klamotten steckt.

Wer sind die Menschen, die diese Klamotten hergestellt haben?“

Wir freuen uns über die Gedanken von Annemarie und laden alle euch alle ein

WALK WITH US – degendre, decolonize, ecologize your style!

Die Große Wäsche

Die Große Wäsche

Die Große Wäsche

Die Große Wäsche – Installation, Performance, Intevention im Waschsalon 115, Torstraße, Berlin – Mitte

“Ich wasche nicht gerne, aber mein Job verlangt, das ich für meinen Chef und seine Familie wasche. Die Kinder spielen draußen und ihre Kleidung wird dabei schmutzig. Manchmal verstecke ich, was mir schwerfällt zu waschen –so dass ich es  dann nicht waschen muss.
Ich brauche diese Arbeit, darum gebe ich vor, dass ich es mag  – es ist der einzige Weg, um für meine Tochter und Familie zu sorgen.“ Juliet Laker, house help/maid

STREETWARE X MIVUMBA – barbara caveng, Beatrice Lamwaka | Eria Mutalwa | Jim Joël Nyakaana | Josephine Nakiyimba – SSuubi Design | KisituAloysius | Rose Katusabe | Ruth Faith Nalule |
Konzeption und Einrichtung Waschsalon 115  – STREETWARE saved item – Alice Fassina, barbara caveng, Lotti Seebeck, Stephan C.Kolb
Mit besonderem Dank an Tobias Breithaupt vom Waschsalon 115 in Berlin- Mitte.

Eine Frau schrubbt mit einer Bürste die ‘Grosse Wäsche’,  traktiert die Säume, die ihr Leben begrenzen. Die Spuren sind getilgt – die Flecken strahlen blind. Ein weißes Laken im Schaufenster des Waschsalons 115 in der Berliner Torstraße wurde vom 15.- 30.11.2021 zur Projektionsfläche für Videos, auf denen Frauenhände Textilien massieren und Beispiel geben von einer Ökonomie des Waschens, die überwiegend weiblich ist, aber in keinem BruttoSozialProdukt erscheint. Passant:innen, die über die Schwelle des ‚berühmtesten Waschsalons Berlins‘ am Rosenthaler Platz traten, schleuderten aus den Trommeln der Maschinen Bilder entgegen: In bunten Schüsseln wrangen und traktierten Hände das textile Aufkommen ihres Haushaltes. Von der Unterhose bis zum Laken blieb ihnen keine Intimität verborgen, keine Spur der körperlichen Entäußerung erspart.

„Wäsche, Waschen Wohlergehen“ – Die Rolle der Frau ist in die Geschichte des Waschens eingewalkt ; kolonialen Kontinuitäten werden im globalen Gefälle zwischen Eco-Waschgang und Wassereimer ausgetragen.

barbara caveng hat sich im Rahmen einer artist residency in Uganda im Sommer 21 von der auf Wiesen und über Hecken ausgebreiteten Wäsche leiten lassen. Gemeinsam mit der Autorin Beatrice Lamwaka, der Fashion Designerin Ruth Faith Nalule, dem Fotografen Jim Joël Nyakaana und dem Social Entrepreneur Kisitu Aloysius Musanyusa wurde ihnen die Wäsche zum Stoff für eine künstlerische Auseinandersetzung mit Fragen zur Ökonomie, Ökologie, Feminismen und Kolonialität. In Kooperation mit Beatrice Lamwaka entstand eine Serie von Interviews zum Thema Waschen. Diese erkunden mit den Wäscher:innen die physischen und psychischen Auswirkungen der manuellen Textilpflege ohne Strom und Wasser als verfügbare Selbstverständlichkeiten und loten die Auswirkungen auf das häusliche und berufliche Leben der Einzelnen aus. Auszüge aus den Gesprächen wurden in einem der Wäschetrockner des Salons hörbar: Beim Wäschewaschen, sagte eine der befragten Frauen, denke sie auch darüber nach, wie ihre Familie überhaupt überleben könne. ‘I have to do it’ – Die Stimme von Rose Katusabe erklang in der Trommel. ‘It is my Routine.’

I have to do it - it is my routine

von Rose Katusabe | The Big Wash

„Ich bin verantwortlich für meine Sauberkeit und meine Gesundheit, also muss ich waschen. Ich wasche auch für meinen Partner. Ich wünsche mir, er würde mir assistieren und wir würden zusammen waschen und ich wünsche mir auch, dass er seine Kleidung etwas länger tragen würde, damit  ich nicht so viele Kleider waschen muss.“ Nakisanze Segawa, Journalistin

„Ich wasche zweimal in der Woche seit mein Baby immer Pampers trägt. Ich habe nichts gegen waschen, dass Problem ist nur die Zeit dafür zu finden – es kostet so viel Zeit. Einmal entschied ich mich, die Kleidung des Babies erst am zweiten Tag zu waschen.  Die Flecken gingen nicht mehr raus. Das Baby hatte damit begonnen, zu essen und zu trinken. Ich glaube diese Kleidung, muss ich für zwei Tage mit einem starken Waschmittel einweichen.

Ich mag es, dass Kleidung gut riecht, nach dem Waschen. Deswegen bevorzuge ich ‚Sunlight‘ Waschpulver und ich benutze ‚‘Sosoft‘ damit die Wäsche weich wird und gut riecht. Wenn du als Mutter zuhause bleibst, ist es besser jeden Tag zu waschen, oder am Tag danach, einen Tag einweichen und am nächsten auswaschen. Aber ich muss auch sagen – es ist teuer Seife und andere Waschmittel zu kaufen.“ Fortunate Tusasirye, new mother and Programme Assistant, FEMRITE

„Ich habe immer eine Haushaltshilfe, die wäscht, aber manchmal muss ich es selber machen. Ich mag es nicht, aber ich muss. Ich habe meine eigenen Kleider und die meiner beiden Töchter zu waschen. Jedes mal, wenn ich wasche, denke ich an Geld und wie rankomme. “ Giovanna Lamunu, Lawyer

links: Beatrice Lamwaka stickt Zitate aus Gesprächen übers Waschen in Bettlaken & rechts: ‚Weibliche Ökonomie‘  barbara caveng © Lotti Seebeck

Beatrice Lamwaka hatte mit Frauen in ihrer Umgebung und aus ihrem persönlichen Bekanntenkreis Zitate aus den Gesprächen in Laken gestickt. Stumm hing die Hauswäsche aus Uganda an der Leine in Berlin-Mitte. Den Blicken, die mal absichtsvoll mal flüchtig über die Laken strichen, boten sich die gestickten Gedanken der Wäscher:innen wie Narben im Gewebe an.
Unter dem Titel How to measure a man through handwashing hat veröffentlichen wir einen Essay von Beatrice Lamwaka. 

Ist die Waschmaschine die große Frauenbefreierin?

Wir erkundeten diese Frage in Veranstaltungen des Salonprogramms gemeinsam mit Wäschereimeister Stefan Targatz, Direktor des Wäschereimuseum Eberswalde, wir stickten mit Studierenden des Masterstudienganges Kunst im Kontext der UDK während Beatrice Lamkwaka von ihren Gesprächen über die tägliche Routine des Waschens mit Frauen in Uganda erzählte und die fashiondesignerin Ruth Faith Nalule ein Loblied auf die Liebe als treibende Kraft für jedes Tun und jede menschliche Handlung sang. Die Besucher:innen des Waschsalons entluden derweil die Inhalte aus Koffern und Tüten in die Waschstrommeln und wählten das passende Programm um ihre Schmutzwäsche rein zu waschen.

Als besonderes Highlight präsentierten wir den Industriefilm ‚Wäsche – Waschen- Wohlergehen‘ , der 1931 im Auftrag der im Auftrag der  Firma Henkel produziert worden war und 32 im Berliner Zoopalast Premiere feierte – ein Zeugnis in bewegten Bildern des Forschrittsglauben einer patrichalen Gesellschaft.

Abgebildete Personen: Alice Fassina | barbara caveng | Ruth Faith Nalule | Beatrice Lamwaka | Jim Joel Nyakaana | Kisitu Aloysius Musanyusa | Sidney Noemi Stein | Stefan Targatz | ©Lotti Seebeck 

ps: Zurückgekehrt nach Uganda suchte Ruth Faith Nalule einen Waschsalon auf – es gibt sie auch in Kampala, aber ihre Nutzung ist Wenigen vorbehalten. Während eines Telefongesprächs am 17.12. fordert sie „das Recht für alle auf Nutzung einer Waschmaschine – Unser Land muss sich dahingehend entwickeln, bevor wir überm Waschbecken sterben.“

‚Der Kongress auf der Kleiderhalde‘ beschreibt eine Serie von Veranstaltungen die zwischen September und November 2021,  einem inklusiven und partizipativen Philosophieren über die Bedeutung von Kleidung, ihrer Produktion, dem Vertrieb und dem Konsum gewidmet waren. Geladene Gäste und zufällig Anwesende schürften in textonischen Schichten, suchten nach Lösungen, hinterfragten die Ethik der zweiten Haut. Kleidung schützt und schmückt. Sie repräsentiert ästhetische und existentielle Grundbedürfnisse, doch ihre Produktionsweise zerstört in großem Umfang die Umwelt und gefährdet das physische und psychische Wohl der Menschen, die in sozialunverträglichen Verhältnissen die Herstellungsprozesse bewältigen. Wie können nachhaltiges Produzieren und Wirtschaften aussehen – dies haben wir vom 16.- 28.11.2021 gemeinsam mit der Autorin Beatrice Lamwaka, der fashion designerin Ruth Faith Nalule, dem Fotografen Jim Joel Nyakaana und dem Social Entrepreneur und Umwelt Aktivisten Kisitu Aloysius Musanyusa multiperspektivisch erforscht. Schauplätze des öffentlichen Nachdenkens waren unter anderem das Bikini Berlin, der Waschsalon 115 in der Torstraße und die Vestithek in der Helene Nathan Bibliothek.

Poltische Haute Couture – STREETWARE X MIVUMBA im Bikini Berlin

Poltische Haute Couture – STREETWARE X MIVUMBA im Bikini Berlin

Poltische Haute Couture – STREETWARE X MIVUMBA im Bikini Berlin

Politische Haute Couture in der Box 12 der Galerie SLP i Bikini Berlin 19.11. -29.11.2021 © Astra Pentaxia

Am 12. September hatte STREETWARE saved item im Rahmen der Berlin fashion week zum sozial-ökonomischen Catwalk aufs Tempelhofer Feld eingeladen. Dreißig Models präsentierten Mode vom Berliner Asphalt und stellten Produktionsweisen der fast fashion Industrie aber auch das Verhalten der Konsument:innen in Frage. Der Kanon der Schönheitsideale und von der Modeindustrie diktierte Ästhetiken wurden von strahlenden Individuen mit Körpern jenseits der Normbegriffe zur Debatte gestellt.

Ab 19. November  hingen einige ihrer Abbilder als großformatige Fotodrucke auf Canvas Aufnahmen gegenüber, die während eines Fotoshootings in Zusammenarbeit von Ruth Faith Nalule, Eria Mutalwa, Rose Katusabe, Reagan Ahabwe und barbara caveng mit dem Fotografen Jim Joël Nyakaana in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, im Juli diesen Jahres entstanden waren.

Die Bilder schufen den ästhetischen Raum für die Präsentation der ersten Stücke aus der Kollektion Politischer Haute Couture von Ruth Faith Nalule. Hinter Gittern wurde die Box No12 der Gallery SLP im Bikini Berlin Schauplatz der Auseinandersetzung mit der Frage, wieviel koloniale Kontinuität wir auf der Haut tragen und wieviel Welt wir weiterhin mit Mode zerstören wollen.

Die fashion designerin Ruth faith Nalule im ‚cage dress‘ an der Eröffnung am 19.11. im Bikini Berlin© Astra Pentaxia und  Purvi Dhranghadaryia

„There is no escape“: Die Kreationen von Ruth Faith Nalule beschreiben den Clash von Europäischer nach Afrika exportierter SecondHand Kleidung mit lokaler Fabrikation in Manufaktur: Assoziationen und Bilder werden verbunden, die koloniale Kontinuität unterbrochen:  Der Pin-Up Hase grinst jetzt nicht mehr aus dem Brustbereich eines T-Shirts aus Japan, sondern sitzt fett auf dem Po eines Kleides, welches einen traditionellen Kitenge-Schnitt mit einem Morgenmantel in Animal Print von Victoria’s Secret, einem Holzfällerhemd aus Deutschland und einem Nike Shirt fusioniert: Der Schriftzug ‚Blood the Body‘  aus einem fast-fashion- Shirt geschnitten, erinnert als Unterarmstulpen an die Black Live Matters – Bewegung. An der Eröffnung trägt die fashion designerin und fashion Aktivistin das ‚Cage-Kleid‘ – ihr Körper, umhüllt von einem Kleid aus Kitenge, ist gefangen in einem Geflecht aus Streifen von Reifenmaterial,  zusätzlich verknotet mit Sisalschnur.

‚Der Kongress auf der Kleiderhalde‘ beschreibt eine Serie von Veranstaltungen die zwischen September und November 2021,  einem inklusiven und partizipativen Philosophieren über die Bedeutung von Kleidung, ihrer Produktion, dem Vertrieb und dem Konsum gewidmet waren. Geladene Gäste und zufällig Anwesende schürften in textonischen Schichten, suchten nach Lösungen, hinterfragten die Ethik der zweiten Haut. Kleidung schützt und schmückt. Sie repräsentiert ästhetische und existentielle Grundbedürfnisse, doch ihre Produktionsweise zerstört in großem Umfang die Umwelt und gefährdet das physische und psychische Wohl der Menschen, die in sozialunverträglichen Verhältnissen die Herstellungsprozesse bewältigen. Wie können nachhaltiges Produzieren und Wirtschaften aussehen – dies haben wir vom 16.- 28.11.2021 gemeinsam mit der Autorin Beatrice Lamwaka, der fashion designerin Ruth Faith Nalule, dem Fotografen Jim Joel Nyakaana und dem Social Entrepreneur und Umwelt Aktivisten Kisitu Aloysius Musanyusa multiperspektivisch erforscht. Schauplätze des öffentlichen Nachdenkens waren unter anderem das Bikini Berlin, der Waschsalon 115 in der Torstraße und die Vestithek in der Helene Nathan Bibliothek.

fast fashion secondhand Africa – don’t waste what you wear

fast fashion secondhand Africa – don’t waste what you wear

fast fashion secondhand Africa – don’t waste what you wear

fast fashion secondhand africa: Kisitu Aloysius Musanyusa | KDindie©Paolo Gallo |26.11.2021

Das Wasser der Spree ist nicht süß 

Tage 10, 11 & 12 im Rahmen des ‚Kongresses auf der Kleiderhalde‘
Aus dem Logbuch von barbara caveng

 „Ich hoffe, die Tour hat sich für Sie gelohnt“ – so steht es freundlich nachfragend in der Email vom 1.12.2021. Da sind die Autorin Beatrice Lamwaka, die Fashion Designerin Ruth Faith Nalule, der Social Entrepreneur  Kisitu Aloysius Musanyusa und der Fotograf Jim Joel Nyakaana längst wieder in Uganda. Am Morgen des 28.11. um 6:50 hatte das Flugzeug pünktlich von Berlin aus in Richtung Brüssel abgehoben und am späteren Vormittag  den Kontinent Richtung Entebbe hinter sich gelassen.

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27.11.2021

Ich sah wie eine Träne ihre Spur über die Wange von Ruth zog. Wenn Schmerz brennt, dann musste sie heiß sein. Die Wärme an diesem kalten Morgen ging von Schmerz aus. Es war der 11. Tag unserer gemeinsamen Zeit, der letzte. Wir waren aufgebrochen zur Tour durch das Afrikanische Viertel – dahin wo sich die koloniale Geschichte in die Straßennamen eingeschrieben hatte. Mnyaka Sururu Mboro, der uns leiten würde, hatte als Treffpunkt die Ugandische Straße, da wo sie auf die Afrikanische stösst, vorgeschlagen.

Aussichten und Einsichten an der Ecke Uganda / Afrikanische Straße: Lotti Seebeck,  Ruth Faith Naluke, Mnyaka Sururu Mboro, barbara caveng, Kisitu Aloysius Musanyusa, Jim Joel Nyakaana ©Jim Joel Nyakaana, Céline Iffli-Naumann

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25.11.2021

„Wenn ihr viel Platz zum Einsteigen benötigt, dann ist die Anlegestelle an der Caprivibrücke am besten geeignet“, hatte Astrid am Telefon geraten. „Wo?“ „Caprivi Brücke“, wiederholte die Reederin, „in Charlottenburg.“ „Caprivi – mit K oder mit C?“ „Mit C.‘“

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27.11.

Karte entnommen www.welt.de/geschichte/article111963581/Deutschlands-Exportgut-nach-Afrika-war-Schnaps.html

Ich sah eine Karte in den Händen von Mboro, genauer – die Kopie einer Karte aus einem Buch. Im Netz finde ich später eine ähnliche: Die Karte ist mit Federhalten und Tusche gezeichnet und coloriert. Togo, Deutsch Südwestafrika, Deutsch-Ostafrika und Kamerun sind rot-bräunlich aquarelliert – der Farbe von eingetrocknetem Blut. Die Grenzen sind als rote Säume dargestellt. Die Konturen Deutsch-Südwestafrikas erinnern an einen Schädel mit einem seltsamen schlanken, schnabelartigen Ausläufer. Der Auswuchs stülpt sich in den Nordosten Namibias hinein.

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26.11.

Von der U-Bismarckstraße waren wir in einem Zug der Lumpensammler:innen bis zur Caprivibrücke gezogen. Unsere hybriden Gefährten hatten wir beladen und behängt mit Kleidungsstücken aus unserer Sammlung der ‚Saved Items‘ der letzten zehn Monate: Eine Tonne Kleidungsstücke hatten wir vom Asphalt der Stadt aufgehoben.

Die Caprivibrücke, benannt nach Leo von Caprivi, Reichskanzler nach Bismarck von 1890 – 1894. 

Seit 1927 mäandert der Sambesi River parallel zur Uganda Straße durchs Afrikanische Viertel. Dem viertgrößten Fluss Afrikas galten 1890 die deutschen Interessen – schien es doch, als ließe sich über das Wasser eine direkte Verbindung zwischen Deutschsüdwest- und Deutsch-Ostafrika herstellen. Deutschland verzichtete gegenüber England auf Sansibar und ‚erhielt‘ dafür Helgoland und den erwähnten Land-Zipfel.

Bei Zipfel muss ich unweigerlich an Wurst denken.

Kisitu trug über seiner graumelierten Hose mit weit geschnittenem, zum Knöchel hinzulaufenden Bein, Weste und Hemd eines indischen Labels, einen klassischen Wollmantel von geradem Schnitt mit schmalen Revers. Wir alle hatten das Teil begehrt, niemandem passte es oder es entfaltete keine Wirkung an der Träger:in – bis  Kisitu es über die Schultern warf. Das Label: United Colours of Benetton –  an irgendeiner Ecke der Stadt aus dem Rinnstein gefischt – saved by Streetware .

Während wir unsere rollenden Kleiderständer über die Reling hoben und unser Banner am Oberdeck befestigten, stand der Social Entrepreneur und Umweltaktivist am Landungssteg des Caprivizipfel und gab ein Interview. Das Heck der MS Sylvia wies Richtung Westhafen. Den Sambesi River nennen sie an dieser Stelle Spree.

Den schlauen Verbindungsplan zwischen Südwest- Afrika und Deutsch- Ostafrika, der den Handel mit kolonialen Gütern beflügeln sollte, hatte sich Reichskanzler Caprivi ausgedacht. Seine kühnen Träume gingen allerdings an den Victoria Falls baden und seine ökonomischen Visionen zerschellten an Klippen der Wasserfälle.  

Wir schipperten mit unserem Lumpenboot vorbei an den Containern auf dem Gelände des Westhafens, Symbole des globalen und oft genug auch postkolonialen Warenhandels – so zum Beispiel dem Export unserer in den Kleidercontainer entsorgten Modevorlieben der letzten Saison Richtung Afrika.

Die stolze Klinkerfassade des Behala Gebäude verwehrt den Blick auf des LaGeSo. In der Zwischenwelt der Gebäude leben Menschen ohne Papiere.  Vielleichtsind sie mit einem Schiff von der Lybischen Küste übers Mittelmeer gekommen und trugen dabei  die Second-Hand-Kleidung, die einst in unseren Schränken hing am Leib.

Wir passieren das Humboldtforum – Musealer Ort mit globalem Anspruch an und in dem sich schmachvoll die kolonialen Kontinuitäten im Denken und Handeln manifestieren. Zu den Bündnispartner:innen der Kampagne No-Humboldt 21 gehört der Verein Berlin Postkolonial,zu dessen Gründern Mnyaka Sururu Mboro gehört.

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29.11.

Ich lese nach: Der Caprivi Zipfel auf Namibischem Grund wurde im August 2013 in ‚Sambesi Region‘ umbenannt. Die Hafenstadt Lüderitz heißt seither „!Nami≠Nüs“ –  „Umarmung“. 

fastfashion – Second Hand Africa – Don‘t waste what you wear!

 Als Lumpensammler:innen à la Mode in Fetzen der fast fashion gekleidet, kreuzten wir fröhlich über die Spree und skandierten mit Verve unsere Losung den Passant:innen am Ufer entgegen. Augenklappe statt Rosa Brille.

Auf dem Spaziergang des Gedenkens im Afrikanischen Viertel Berlin mussten wir als weiße und schwarze Menschen aushalten,  sehen,  lesen und davon  hören, was die historische Basis ist auf der wir uns als Kolleg:innen und Freund:innen begegnen.

Warum, frage ich mich, bekam  die Caprivibrücke nicht zeitgleich mit der Umbenennung des Gebietes in Namibia einen neuen Namen? Zum Beispiel in ‚Privi_legien-Brücke‘.
Das wäre keine Umarmung aber vielleicht eine Annäherung und der am Wasser gelegene Biergarten würde dann vielleicht ‚Lustgarten der Privilegien‘ heissen und nicht CapRivi.

‚Der Kongress auf der Kleiderhalde‘ beschreibt eine Serie von Veranstaltungen die zwischen September und November 2021,  einem inklusiven und partizipativen Philosophieren über die Bedeutung von Kleidung, ihrer Produktion, dem Vertrieb und dem Konsum gewidmet waren. Geladene Gäste und zufällig Anwesende schürften in textonischen Schichten, suchten nach Lösungen, hinterfragten die Ethik der zweiten Haut. Kleidung schützt und schmückt. Sie repräsentiert ästhetische und existentielle Grundbedürfnisse, doch ihre Produktionsweise zerstört in großem Umfang die Umwelt und gefährdet das physische und psychische Wohl der Menschen, die in sozialunverträglichen Verhältnissen die Herstellungsprozesse bewältigen. Wie können nachhaltiges Produzieren und Wirtschaften aussehen – dies haben wir mit Menschen aus dem globalen – als auch Berliner- Norden und Süden multiperspektivisch erforscht.

Mnyaka Sururu Mboro geboren und aufgewachsen in Tansania, kam 1978 zum Studium nach Deutschland und blieb dann in Berlin. Er ist Vorstandsmitglied und Mitbegründer von Berlin Postkolonial e.V. und engagiert sich seit Jahrzehnten für eine kritische Auseinandersetzung mit dem deutschen Kolonialismus.
Quelle: justlisten.berlin-postkolonial.de

Quelle Umbenennung der Stadt Lüderitz: www.dw.com/de/deutsche-ortsnamen-verschwinden/a-17009617#:~:text=Nami%E2%89%A0N%C3%BCs%22.,bis%201915%20eine%20deutsche%20Kolonie

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